KISS in Iffezheim: Nach 9 Songs ist Schluss
Vergangenen Samstag war das KISS-Konzert in Iffezheim - allerdings nur knapp 50 Minuten. Danach war Schluss.
Vergangenen Samstag war das KISS-Konzert in Iffezheim - allerdings nur knapp 50 Minuten. Danach war Schluss.
Am 06. Juli war der Tag endlich gekommen: KISS sollten ihr letztes Deutschland-Konzert geben - für immer. Deswegen pilgerten tausende Menschen von überall her nach Iffezheim zur Galopprennbahn. Manche Fans saßen seit 9 Stunden im Auto, nur um ihre Idole noch ein letztes Mal live erleben zu können.
Um 17 Uhr schienen die Voraussetzungen für einen legendären Konzert-Abend noch sehr gut zu sein. Viel Sonne und blauer Himmel. Die Hardcore Fans standen schon seit Stunden vor den Eingängen und warteten voller Vorfreude. Die Liebe zu KISS war auch nicht zu übersehen: Alle hatten Fan T-Shirts an, manche waren geschminkt und einige wenige kamen sogar in kompletter KISS-Montur!
Um 18 Uhr öffneten sich die Pforten und die KISS-Army - insgesamt 14.000 Fans - strömte auf das Konzertgelände und zu den Bier-Ständen. Mitten auf der Rennbahn stand die Bühne. Die Wiese vor der Bühne füllte sich und die Stimmung im Publikum hätte besser kaum sein können. Nach einer weiteren Stunde des Wartens erwachte die Bühne zum Leben. Keine Vorband, sondern David Garibaldi, ein Live-Performance Künstler. Er malte passend zur Rockmusik im Hintergrund drei Portrait-Bilder. Mit Action-Painting und gekonnten Bewegungen brachte Garibaldi neben Rammstein-Sänger Till Lindemann natürlich auch KISS auf die Leinwand.
Nach dem Vorakt hieß es erst mal wieder warten. Dann kamen aber kurz nach acht endlich die lang ersehnten Worte: "You wanted the best? You got the best!" Kurz danach fiel der Vorhang und Gene Simmons, Paul Stanley, Tommy Thayer und Eric Singer schwebten von der Decke auf die Bühne herab. Was anderes hätte man von KISS auch gar nicht erwartet. Es ging direkt los mit einem absoluten Klassiker: "Detroit Rock City" und sehr viel Pyrotechnik. Die Fans schrien vor Begeisterung und die Strapazen der Anreise und die schmerzenden Beine waren innerhalb von Sekunden vergessen! Die Hard-Rocker gaben auf der Bühne alles - auch wenn man ihnen ihr fortgeschrittenes Alter ein wenig anmerken konnte.
Dann war nach Calling Dr. Love Schluss! Nach knapp 50 Minuten sagte die Band: "We have to stop the concert" - und weg waren sie. Anschließend waren die Worte des Veranstalters Vaddi Concerts zu hören. Alle Gäste wurden gebeten das Gelände zu verlassen und ihre Autos als Schutzraum aufzusuchen und andere Besucher mit aufzunehmen.
Die Fans konnten es kaum fassen. Nach Buh-Rufen und Ausdrücken ihrer Enttäuschung liefen die Massen Richtung Vorplatz der Rennbahn. Auch ich machte mich auf den Weg um mich irgendwo unterzustellen. Kurz darauf fing es an stark zu regnen. Über Iffezheim blitzte und donnerte es, als wäre der God Of Thunder persönlich beim Konzert erschienen. Immer wieder gab es starken Platzregen. Viele Fans beschwerten sich lautstark, denn das sei noch lange kein schlechtes Wetter, kein Grund um das Konzert abzubrechen. Da waren die Veranstalter anderer Meinung, KISS schreiben auf ihrer facebook-Seite:
Iffezheim Race Track, Germany. What a great night. You guys rocked, but then very suddenly dangerous thunderstorm and lightening came over the concert & the Police Dept stopped the show. Good decision. Our sincere apologies!
Iffezheim Galopprennbahn, Deutschland. Was für eine großartige Nacht. Ihr habt gerockt, aber dann kamen plötzlich gefährliche Gewitter über das Konzert und die Polizei hat die Show gestoppt. Gute Entscheidung. Wir entschuldigen uns aufrichtig!
Um 22.11 Uhr wurde dann die erstmal zeitweise Evakuierung auch auf den sozialen Netzwerken bekannt gegeben. Die meisten Fans und auch ich blieben aber erstmal auf der Rennbahn. Keiner wollte wahrhaben, dass es das schon gewesen sein sollte. Alle warteten darauf, dass es gleich weiter gehen würde...
Aber um 22.29 Uhr wurde das Konzert dann in Absprache mit Polizei und Rettungskräften endgültig abgebrochen. Allen wurde klar: KISS sind weg und werden auch nicht wieder kommen. Die Stimmung war im Eimer und einige wurden leider auch aggressiv, die Security hatte stellenweise heftige Probleme die Leute zum Verlassen des Konzertgeländes zu bewegen. Das ist natürlich aboslut nicht in Ordnung, dennoch kann man den Ärger verstehen. Viele Fans haben tief in die Tasche gegriffen um ihre Idole noch ein letztes mal live zu erleben. Nicht nur mindestens 100 Euro für die einfache Stehkarte, das Parkticket kostete weitere 15 Euro und auch das Getränke gab es erst ab 5 Euro zzgl. Pfand. Oben drauf kommen noch die Kosten für die Anfahrt und eventuelle Übernachtungen, da kann man den Frust schon verstehen. In den sozialen Netzwerken machen viele Fans ihrem Unmut Luft und beklagen vor allem, dass KISS nicht einmal ein paar mitfühlende oder entschuldigende Worte für ihre "KISS Army" übrig hatten. Unter den Fans waren viele langjährige Supporter der Band, welche die geschminkten Rocker teils seit 40 Jahren unterstützen.
Das Konzert war zwar kurz, aber die Stimmung und die Athmosphäre während KISS auf der Bühne standen waren unvergleichlich. Es gab wohl niemanden auf dem Gelände, der noch still stehen konnte...ganz Iffezheim hat gerockt!
Bis jetzt ist allerdings noch unklar, ob das Konzert wiederholt wird oder Geld erstattet wird. In beiden Fällen stehen die Chancen wohl eher schlecht, schließlich haben KISS noch einige weitere Stationen auf dem Tourplan stehen und die "End Of The Road" Tour muss weitergehen.
Wir werden euch informieren, sobald es neue Informationen gibt. Rechtlich gesehen kann der Veranstalter sich nicht gegen Unwetter absichern. Laut einem Bericht im Focus kann man beim Veranstalter bei Abbruch eines Konzertes einen Teil des Geldes zurückfordern. Die Event Refund GmbH wirbt auf ihrer Website damit, dass man 25% des Geldes durch sie wieder zurückbekommt. Ist vielleicht ja einen Versuch wert - aber auf eigene Gefahr.