Der größte Mythos? "Urologie ist unangenehm"
Er ist Deutschlands bekanntester Urologe: Dr. Christoph Pies. Pfeffer und der Lange haben sich den Mediziner zum Interview geschnappt.
Er ist Deutschlands bekanntester Urologe: Dr. Christoph Pies. Pfeffer und der Lange haben sich den Mediziner zum Interview geschnappt.
Als Urologe kümmert er sich jeden Tag um die Gesundheit von Männern. Als erfolgreicher Buchautor und Podcaster will er Themen wie Prostatakrebs und Darmkrebsvorsorge auf humorvolle Art und Weise in den Fokus rücken.
Im Interview mit Pfeffer und dem Langen verrät Dr. Christoph Pies nun, warum es ihn zur Urologie gezogen hat, welche Mythen rund um das Thema Männergesundheit wahr und welche falsch sind und auch, ob sich Urologen eigentlich selbst untersuchen.
Pfeffer: Dr. Pies, Sie sind Deutschlands bekanntester Urologe, schreiben Bestseller und betreiben den Podcast "Pinkelpause". Warum war es Ihnen so wichtig, ein Buch über Männergesundheit zu schreiben?
Dr. Pies: Mir wurde klar, dass Männer oft mechanistisch denken. Sie verstehen Gesundheit besser, wenn man sie mit Technik vergleicht. Also habe ich den Mann wie ein Auto betrachtet und ein "Check-Up-Mann"-Buch geschrieben, das alle Organsysteme mit Checklisten abdeckt. So kann jeder prüfen, ob seine "Karosserie" noch gut läuft.
Pfeffer: Welche Vorsorgeuntersuchungen kann man zu Hause machen?
Dr. Pies: Junge Männer sollten die Hoden selbst abtasten. Alle sollten Veränderungen am Körper beobachten. Ab 35-40 Jahren kann man zusätzlich mit Urinteststreifen aus der Apotheke auf Entzündungen, Blut oder Zucker testen. Ab diesem Alter sollte man aber auch regelmäßig zum Arzt gehen.
Lange: Sie sagen, unser bestes Frühwarnsystem ist der Penis. Stimmt die Regel: "Steht die Route, ist alles Gute?"
Dr. Pies: Tatsächlich! Der Penis ist die Antenne des Herzens. Funktionsstörungen können ein frühes Anzeichen für Gefäßerkrankungen sein. Die Penisgefäße sind feiner als die Herzgefäße, daher zeigen sie Probleme früher an – zum Beispiel durch Potenzprobleme nach jahrelangem Rauchen oder Übergewicht. Das sollte man ernst nehmen, um Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen.
Pfeffer: Ich rufe oft Jugendlichen zu: "Vom Rauchen schrumpft der Penis!" Ist das wahr?
Dr. Pies: Tatsächlich ja! Rauchen schädigt die Blutgefäße und führt langfristig zu Potenzproblemen. Also: Aufhören lohnt sich!
Lange: Sie haben einen erfolgreichen Podcast. Warum sollte man reinhören?
Dr. Pies: Weil Humor hilft! Gesundheitsthemen werden oft trocken behandelt, dabei ist Lockerheit wichtig, um Berührungsängste abzubauen. Im Podcast geht es genau darum.
Pfeffer: Wie kamen Sie zur Urologie?
Dr. Pies: Ich wollte ein vielseitiges Fach mit Diagnostik, Chirurgie und Beratung. Zudem ist es ein Bereich, der oft humorvolle oder skurrile Momente bietet. Männer sind da oft verschlossen, aber es macht Spaß, sie aus der Reserve zu locken.
Lange: Welche Gesundheitsprobleme bei Männern werden oft ignoriert?
Dr. Pies: Vor allem die Prostata. Viele wissen nicht mal, was sie macht. Probleme werden oft erst ernst genommen, wenn Beschwerden auftreten. Hier muss ein Bewusstsein geschaffen werden.
Pfeffer: Ich habe gerade gegoogelt: Frauen haben auch eine Art Prostata?
Dr. Pies: Ja, sie haben kleine Drüsen in der Harnröhre, die ähnlich funktionieren.
Lange: Welche Vorsorgeuntersuchungen sind ab wann wichtig?
Dr. Pies:
Pfeffer: Warum gehen so wenige Männer zur Vorsorge?
Dr. Pies: Viele denken, sie brauchen es nicht oder haben Angst vor schlechten Nachrichten. Aber: Wer früh checkt, kann Probleme verhindern!
Lange: Gibt es Männergesundheits-Mythen?
Dr. Pies: Der größte Mythos: "Urologie ist unangenehm". Viele glauben auch, Potenzprobleme hängen mit Fruchtbarkeit zusammen, dabei sind das verschiedene Themen. Fruchtbarkeit ist hormonell, Potenz durchblutungsabhängig.
Pfeffer: Prostatakrebs ist also nicht nur ein Altersproblem?
Dr. Pies: Nein. Ab Mitte 40 kann es auftreten. Die Häufigkeit steigt ab 50 rasant.
Lange: Wenn ich das erste Mal zum Urologen gehe – was erwartet mich?
Dr. Pies: Erst ein Gespräch über Beschwerden und Krankheitsgeschichte. Dann die Untersuchung: Abtasten, eventuell Ultraschall, Urin- und Bluttests. Wer zusätzliche Tests wie den PSA-Wert möchte, muss das selbst zahlen.
Pfeffer: Welche Rolle spielen Ernährung und Bewegung?
Dr. Pies: Eine riesige! Gesunde Fette, Vitamine, wenig Fleisch, viel Bewegung – das senkt das Risiko für viele Krankheiten.
Lange: Gibt es schnelle, einfache Gesundheits-Tipps?
Dr. Pies:
Pfeffer: Welche Zukunftstrends gibt es in der Männergesundheit?
Dr. Pies: Bessere Tests auf Krebs im Urin oder Blut, KI in der Diagnostik, bessere Ultraschalltechnik – aber das Wichtigste bleibt Eigenverantwortung!
Lange: Und wann waren Sie zuletzt selbst beim Urologen?
Dr. Pies: Vor drei Wochen!
Pfeffer: Haben Sie sich selbst untersucht?
Dr. Pies: Nein, das hat mein Kollege gemacht. Außer dem Finger im Po – den kann man durch den PSA-Test ersetzen.
Pfeffer: Zum Abschluss: Ihr Appell an die Männer!
Dr. Pies: Männer, geht zur Vorsorge! Je früher, desto besser. Spätestens ab Mitte 40 sollte jeder einen Urologen oder eine Urologin haben. So bleibt ihr gesund und habt eine hohe Lebensqualität!