Alexander Zverev ist in Wimbledon an Taylor Fritz gescheitert.
Kirsty Wigglesworth/AP/dpa
Alexander Zverev ist in Wimbledon an Taylor Fritz gescheitert.
Tennis

Nächstes Drama: Zverev verzweifelt in Wimbledon

Alexander Zverev verlässt Wimbledon mit einem schmerzenden Knie. Eine riesige Grand-Slam-Chance ist dahin. Ein anderes Sport-Highlight des Sommers nimmt er fest in den Blick. Doch es gibt Sorgen.

  In all seinem Wimbledon-Frust und bei allen Schmerzen am dicken linken Knie steckt sich Alexander Zverev gleich das nächste Ziel. Obwohl er erst einmal ein «Knochenödem und eine Zerrung in der Kapsel» auskurieren müsse, soll in Paris am 4. August die Goldmedaille um seinem Hals baumeln. Nach dem nächsten Kapitel eines Grand-Slam-Dramas in seiner Tennis-Karriere kann der niedergeschlagene Tokio-Olympiasieger beim Gedanken an Olympia wieder ein wenig lachen. 

«Paris möchte ich gewinnen, das ist keine Frage», sagte der 27-Jährige bei seinen letzten Sätzen vor seinem Abgang aus dem «Media Theatre» von Wimbledon. Halb im Aufstehen schob er mit einem breiten Schmunzeln verschmitzt hinterher: «Und die Flagge tragen.»

Wettrennen mit der Zeit

Zwischen seinem Aus beim populären Rasen-Grand-Slam-Turnier im Südwesten Londons und dem Auftakt in den olympischen Wettbewerb im Stade Roland Garros am 27. Juli liegen gerade einmal 19 Tage. «Drei Wochen ist mehr als genug Zeit», prognostizierte Zverev. «Außer ich bin jetzt so schlau und hebe morgen 300 Kilo an Squads und mache mein Knie kaputt.» Doch wie realistisch ist in Paris eine Topform nach einer Pause?

Nach dem Wimbledon-Achtelfinale gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz sprach Zverev von erheblichen Problemen, die ihm sein Knie bereitet habe. Er habe sich kaum bewegen können, alles was, «zwei Meter» entfernt gewesen sei, sei schwierig gewesen. Ausschlaggebend sei für ihn gewesen, dass er sich ab Mitte des dritten Satzes auch nicht mehr zum Aufschlag mit dem linken Bein abdrücken konnte. Ab dem Moment wurde das Spiel ein anderes.

Die ersten beiden Sätze hatte die Nummer vier der Welt erfolgreich durchgestanden. Dann aber mit dem 6:4, 7:6 (7:4), 4:6, 6:7 (3:7), 3:6 doch noch ein sicher geglaubtes Match verloren. Wieder einmal ist Zverev nicht mehr dabei, wenn in Wimbledon die Erfolgsgeschichten geschrieben werden. Die Chance war groß.

Auftritt in Hamburg wird fraglich

Bei Olympia in Tokio vor drei Jahren hatte Zverev sein Märchen geschrieben und sich zum ersten deutschen Olympiasieger im Herren-Einzel gekürt. Hat er in Paris eine Chance? 

«Dadurch, dass die Pause nicht so lang wäre und er gut gespielt hat, ist das nicht ausgeschlossen», sagte Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn einer auf die Zähne beißen kann, dann ist es sicher Sascha. Aber er muss auch auf seinen Körper hören und langfristig schauen.» 

Ob Zverev zuvor in Hamburg noch Matchpraxis sammelt, ist ungewiss. Seine Blessur könne «innerhalb einer Woche oder normalerweise eher in zwei bis drei Wochen weggehen», sagte er. Mit «unfassbar vielen Schmerzmitteln» wie gegen Fritz wolle er nicht langfristig spielen. «Es ist nichts, das nicht von selbst heilt. Es braucht nur Zeit. Gestern konnte ich nicht mal gehen.»

Dramen mehren sich

Die Stichworte Hamburg und Knochenödem erinnern an 2022. Nach seiner Bänderverletzung im Fuß vom Halbfinale bei den French Open wollte Zverev im Davis Cup sein Comeback geben. Es platzte, weil er zu viel belastet hatte und ihn ein Knochenödem ausgebremste. 

Immer wieder war Zverev in den vergangenen Jahren in sportliche Dramen verwickelt. Immer wieder endete seine Grand-Slam-Titel-Jagd vergeblich. In Paris vor zwei Jahren verabschiedete er sich nach einem anfangs glänzenden Auftritt gegen Rafael Nadal vom Publikum auf Krücken. 2023 berichtete er in Paris von einer Zerrung im Oberschenkel, als er im Halbfinale gegen Casper Ruud chancenlos geblieben war. 

Auf der ganz großen Tennis-Bühne mehren sich auch die verspielten Führungen bei den Grand Slams. Unvergessen ist das verlorene US-Open-Endspiel 2020 gegen Dominic Thiem nach zwei gewonnenen Sätzen. Auch in Melbourne zum Beginn dieser Saison sah er im Halbfinale gegen Daniil Medwedew wie der Sieger aus - und erzählte dann, er habe in der Nacht zuvor Fieber gehabt. In Paris vor einem Monat trennte ihn gegen Carlos Alcaraz ein Satz vom Triumph. 

«Irgendwann fängt man wirklich an zu glauben, dass es vielleicht für einen nicht gedacht ist», sagte Zverev: «2022 spiele ich das beste Sandplatztennis, das ich je gespielt habe, habe wirklich das Gefühl, dass ich mit Nadal mithalten kann, dass ich das Turnier gewinnen kann, verletze mich», blickte er zurück: «Hier habe ich das Gefühl, dass ich mein bestes Rasentennis spiele, was ich je gespielt habe. Verletze mich. Vielleicht werde ich irgendwann ein bisschen mehr Glück haben.»

Von Kristina Puck, dpa
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